Kuba Reise 2005
Die Auswahl Kuba hatte folgenden Grund : Wir hatten Bonusmeilen die Anfang April verfallen waeren. Kuba war die passende Streckenlaenge. Wegen einiger wichtiger Therapien konnten
wir nicht frueher. Kuba war fuer die begrenzte Terminauswahl klimatisch gerade richtig.
So sind wir also am 21.01.05 nach Havanna geflogen. Da wir Havanna erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten, hatte ich das
Quartier vorher per Internet reserviert. Ich hatte eine sogenannte Casa Particular ausgewaehlt. Das sind kleine private Familienpensionen. Diese wurden erst in der letzten Zeit legalisiert. Das Geld kommt dabei den Menschen
zugute, nicht dem Regime.
Mit einem Sammeltaxi ging's zur Stadt und zum Quartier. Wir haben es gut getroffen. Im 6ten OG, mit Blick zum Nobelhotel National und zum Meer. Nette Vermieter, alles schoen sauber, ein guter
Anfang.
Anderentags mussten wir uns zunaechst mal mit den Transportmoeglichkeiten vertraut machen. Das war unkomplizierter als wir dachten. 3 Tage Havanna, dann ging es ab nach Vinales. Der Bus komfortabel mit
Sitzplatzreservierung. Was wollten wir mehr. Aber schon in den ersten Tagen merkten wir, dass das nicht der Normalzustand ist.
Es gibt in Kuba zwei Waehrungen, die beide Peso heissen. Wir erhielten beim Geldtausch den,
am 08.11.04 neu eingefuehrten, harten Peso. Dessen Wert entspricht in Kuba etwa einem Dollar. Ausserhalb ist er wertlos. Die kubanischen Arbeitnehmer werden mit einem minderwertigen Peso bezahlt, den ich Armeleutepeso getauft
habe. Davon gibt es 26 fuer einen harten Peso. Auf der Bank wird der Armeleutepeso allerdings nicht gehandelt.
Den komfortablen Viazul-Bus, das Taxi, das Quartier, gleichgueltig ob staatlich oder privat, das
Restaurant, im Supermarkt und vieles mehr, muss man mit dem harten Peso zahlen. Mit dem Armeleutepeso kann man geringe Mengen von Grundnahrungsmitteln, in speziell dafuer vorgesehenen Laeden mit fast leeren Regalen und
Warteschlangen, kaufen. Kaffee und auch warmes Essen, das von Wohnungfenstern zur Strasse verabreicht wird, Fahrten im total ueberfuellten primitiven Stadtbus und aehnliche Dinge, kann man auch mit dem Armeleutepeso zahlen.
Alles erinnert stark an die ehemalige Ostzone, die ihre Schoepfer auch DDR nannten. Eine typische Zweiklassengesellschaft, wie es sie in allen Systemen sowjetischer Praegung gab. Aber genau dort wollte man, zumindest
theoretisch, klassenlos leben. Wir haben uns keine Armeleutepeso beschafft, wenngleich man bei einem solchen Tausch sehr viel Papier erhaelt. Es lohnt nicht. Das billige Leben mit solchem Papier ist nicht
erstrebenswert.
Kubanische Kleinunternehmer, es gibt nur KLEIN-Unternehmer, wie z.B. private Gastwirte, Taxifahrer, Casa Particular Besitzer, Kunsthandwerker, manche Friseure, Souvenierhaendler und aehnliches, lassen
sich mit harten Peso's bezahlen, und zahlen auch mit harten Peso's. D.h. da wo dieser Kreis verkehrt, man koennte ihn als bescheidenen Mittelstand bezeichnen, da koennen die einfachen Kubaner garnicht verkehren.
Ob dieser Zustand die Kubaner nicht stoert, oder nicht stoeren darf, entzieht sich meiner Kenntnis.
Man spricht im Kuba normalerweise nicht vom Sozialismus sondern von der Revolution, die scheinbar bis heute,
mehr als 40 Jahre nach Castros Machtuebernahme, noch nicht abgeschlossen ist. Es gibt keine Parteibueros, es gibt Revolutionsbueros. Diese Bueros fast ohne Mobilar sehen meist heruntegekommen aus, und die noch immer von den
Kommandantes schwafelnden Funktionaere auch. Im Gegensatz zur ehemaligen Ostzone, scheint diese Gruppe in Kuba zu den Verlierern zu gehoeren.
Wer nicht spanisch spricht braucht etwas Zeit um hier den Durchblick zu
bekommen. Die Menschen sind alle recht freundlich und auch froehlich. Entsprechend ihren jeweiligen Moeglichkeiten haben sie sich ihre Nischen gesucht. Die Chinesenmischlinge in Chinatown haben sogar schon die komplette
Privatisierung geschafft. Als Traveller kann man seine Reise recht ungestoert geniessen, solange man es nicht, wie z.B. bei der Visaverlaengerung, mit der Verwaltung zu tun hat. Dort kann es evtl. sehr langsam und umstaendlich
zugehen. Aber davor ist man auch bei unseren Verwaltungen nicht geschuetzt.
Die Casas arbeiten zusammen, und haben inzwischen ein Vermittlungsnetz gebildet. Man wird kostenlos im naechsten Quartier angemeldet, und an der
Busstation abgeholt. Das schuetzt vor aufdringlichen Schleppern.
So wurden wir auch in Vinales abgeholt. Die Casas in kleineren Orten sind allgemein besser und billiger als die in Havanna. Man bekommt dort auch recht
gutes und preiswertes Essen. Die Schwiegertochter in unserer Casa in Vinales sprach englisch.
Was Landschaft und Kultur anbelangt darf man in Kuba nicht sonderlich viel erwarten. Es ist halt nur eine Insel, die keine
grossen Unterschiede aufweisst. Die Ureinwohner dieser Insel hatten keine Hochkultur. Von dem was es da vielleicht mal gab, ist fast nichts uebrig. Nur 1% der Bevoelkerung sind noch Ureinwohner, d.h. man findet sie nicht.
Das was die Zuckerbarone hinterlassen haben ist spanisch. Dafuer muss man nicht unbedingt so weit reisen. Das Kuba von heute ist ein Schmelztiegel der Rassen, und das ist es was dieses Land interessant macht. Was wir
persoenlich am schoensten fanden, ist der nur wenig besuchte Schnorchelstrand von Maria la Gorda.
Wir sind im Tal von Vinales etwas gewandert. Auf die Berge kommt man dabei nicht. Oben ist alles voller Gestruepp.
Kletterer haben wir auch gesehen. Die klettern aber immer nur eine Seillaenge, weil dann das Gestruepp beginnt. Eine Fahrradtour zur Indiocave ist vielleicht ganz interessant, wenn man nicht schon so viele groessere und
schoenere Hoehlen gesehen hat wie wir.
Pinar del Rio hatte ausser einer kleinen Rumproduktion auch nicht viel zu bieten. Aber das war nur Zwischenstation auf dem Weg nach Maria la Gorda. Dort fanden wir den nettesten Ort
von Kuba. Diese himmlische Ruhe, die klare Luft, das klare Wasser und die schoenen Quartiere sind ein Juwel fuer sich. Es gibt kein richtiges Riff, nur einzelne Korallenstoecke, aber allerhand kleine bunte Fische. Und es gibt
immer wieder neues zu entdecken. Eigentlich waren unsere 12 Tage in dieser Gegend zu kurz. Aber wir mussten das Visa verlaengern etc.
In Havanna hatte ich zwischendurch eine etwas unangenehme Begegnung, als mir ein
junger kraeftiger Bursche die Kamera entreissen wollte. Gluecklicherweise hatte er keinen Erfolg. Das haette neben der Kamera, auch den Verlust aller bis dahin gemachten Bilder bedeutet. Nach diesem Erlebnis habe ich gleich die
Speicherkarte getauscht und einen zweiten Gurt angebracht.
Unser naechstes Ziel war Trinidad. Ein nettes kleines Staedtchen, in dem man einiges ueber den Lebensstil der ehemaligen Zuckerbarone erfaehrt. Man kann die
Villen und das kostbare Mobiliar komentarlos ansehen, und sich selbst ein Bild machen. Ein Ruhmesblatt war der Erwerb dieser Gueter nicht. Die Ausbeutung der Sklaven muss aeusserst brutal gewesen sein. Wahrscheinlich wurde
damit der Grundstein gelegt fuer die zahlreichen Revolutionen die Kuba bereits vor Castro erlebte.
Eine Fahrt mit einer wackeligen Kleinbahn zu den Resten einer ausgedienten Zuckermuehle bildete eine schoene Ergaenzung,
bevor wir die Weiterreise nach Camagueey begannen. Im Vorbeifahren sahen wir, mit welch altertuemlichen total vergammelten Geraet hier Zuckerproduktion betrieben wird. Dagegen wirkte die alte Kleinbahn geradezu
hochmodern.
Camagueey hat ebenfalls wenig zu bieten. Dafuer war unsere dortige Casa und das Ehepaar das diese betrieb ein Erlebnis fuer sich. So viel Herzlichkeit haben wir selten erlebt. Die Stadt selbst hat, wie
ueberall in Kuba, viele nette Leute, einige nette Gassen und zahlreiche alte spanische Kirchen. Seit dem Papstbesuch vor ein paar Jahren fliesst Geld fuer die Renovierung dieser Kirchen nach Camagueey, was deutlich sichtbar
ist.
Waehrend eines Kurzaufenthaltes in Santa Clara haben wir uns die von Che Guevara, mittels einer Planierraupe zum Entgleisen gebrachten Waggons von Batistas Panzerzug angesehen. Diese Aktion war ausschlaggebend
gewesen fuer Castros Sieg ueber Batista. Wir wollten auch das Che Mausoleum ansehen. Darin sollen u.a. Gedenkstaetten fuer seine div. Mitstreiter untergebracht sein. Mich interessierte speziell, ob die Ertl Tochter dabei ist.
Doch da kam so ein uniformierter Typ, der ausser dem Strammstehen wahrscheinlich nichts gelernt hat, der wollte uns die Geldguertel und die Kamera abnehmen. Mit solchen Leuten habe ich noch nie harmoniert.
Wir haben auf
den Besuch verzichtet, und sind per Taxi nach Cienfuegos gefahren. Hier gab es auch einige Besichtigungen und eine nette Bootsfahrt zum Castillo de Jagua. Danach per Viazulbus zurueck nach Havanna, wo wir ein Stueck
kubanischen Fasching miterleben konnten. Noch schnell ein paar Flaschen Kuba Rum gekauft, und ab gings zum Flieger nach Muenchen.
Kuba und Fidel
Negeraufstand ist in Kuba, Schuesse hallen durch die
Nacht..... Das haben wir schon als junge Burschen gesungen. Es war sicher nicht unbegruendet. Kuba musste viele Revolutionen erleben. Indianer gegen Spanier, Spanier gegen das Mutterland, Sklaven gegen Zuckerbarone und das
mehrfach, Buerger gegen Despoten usw. Was ich nachstehend beschreibe ist eine Kurzfassung zur Gedaechtnisauffrischung.
Castros Vorgaenger wollte etwas Demokratie versuchen, und der junge
Anwalt Castro hatte sich um
einen Parlamentssitz beworben. Als Batista merkte, dass seine Wahlchancen schlecht sind, sagte er kurzerhand die Wahl ab. Darauf zettelte Castro einen Umsturzversuch an. Er wurde eingesperrt und ging nach der Freilassung ins
Exil nach Mexico. Dort lernte er Ernesto Guevara kennen. Sie suchten Mitstreiter und landeten mit einem Boot an Kubas Kueste, um einen erneuten Umsturzversuch zu inszenieren. Nach einigen Fehlschlaegen gelang das. Batista
floh.
Kubanische Revolutionaere wurden, wenn sie Demokratie anstrebten, meist nach kurzer Zeit umgebracht. Was ueberlebte waren Diktatoren. So hatte auch Castro seine urspruenglichen Ideale bald vergessen.
Verstaatlichungen folgten und die Betroffenen verliessen das Land. Ohne Koepfe laeuft keine Wirtschaft. Demokraten verspueren wenig Lust einem Diktator auf die Fuesse zu helfen. Es kam wie es kommen musste, Castro suchte Hilfe
durch die Sowjetunion.
Fuer die Russen war es ein gefundenes Fressen, einen Freund vor den Toren des kapitalistischen Erbfeindes USA zu haben. Das liessen sie sich etwas kosten. Den Kommunismus und die Raketen zu seiner
Verteidigung lieferten sie gleich im Beipack mit. Castro und Guevara, die keine Schwachkoepfe a la Honnecker sind, muessen in diesem Moment jeden Realitaetssinn verloren haben. Das sich die USA so etwas vor ihrer Haustuer nicht
bieten lassen, haetten sie an 5 Fingern abzaehlen koennen.
Was nun kam wird allen noch in Erinnerung sein. Die Raketen mussten weg und Castro wurde ohne Wahlmoeglichkeit zum total abhaengigen Vasallen der UdSSR. Die
Weiterentwicklung war vorgegeben. Als der Ostblock zusammenbrach, stand Castro in der Unterhose da. Putin hat ihn mal besucht. Ausser einem warmen Haendedruck wird er von dem nichts bekommen haben.
In Kubas staatlichen
Betrieben ist vieles verrottet und das was Kuba zu bieten hat (Zucker, Kaffee, Tabak und die zugehoerigen Folgeprodukte) ist am Weltmarkt bestenfalls zu Billigpreisen verkaeuflich. So hat er aus der Not heraus entdeckt, dass
neben Pauschaltouristen auch Rucksacktouristen Geld bringen. Diesem Umstand verdanken wir die Zulassung privater Casas und div. anderer Einrichtungen.
Ich habe den Fidel im kubanischen TV gesehen. Er sass bei seiner Rede
an das Volk. Da sprach kein begeisterter Revolutionaer. Da sprach ein alter, mueder, abgespannter Mann. Ich verstehe kein Spanisch, aber einige Worte hoert man so heraus. Die Gestik sagt auch einiges. Worte wie Sozialismus
waren nicht dabei. Oekonomie habe ich oefter gehoert. Wahrscheinlich muss er seinem Volk jetzt klarmachen, dass man nur mit einer leistungsorientierten Wirtschaft auf Dauer bestehen kann.
Vielleicht wuerde er gern in
Rente gehen. Das kann er nicht. Diktatoren, die abtreten, muessen heute damit rechnen irgendwann vor Gericht zu stehen. Er muss in der Jacke bleiben die er sich angezogen hat, bis er in der letzten Kiste liegt. Recht so! Wie
bei allem was ich schreibe sind das natuerlich wieder ganz persoenliche Ansichten.
Zu Guevara schreibe ich gesondert einige Zeilen.
geschrieben im Maerz 2005
updated 02.05.14
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Inge und Harry Rost