Suedamerika Reise 1975-1976

Suedamerika Reise   Kurzbericht - Reiseroute

Vom 03.12.1975 – 23.01.1976


Anreise zu den GALAPAGOS INSELN

03.12.1975 gegen 18:00 verliess ich das Buero. Schnell noch eine letzte Impfung, dann Rucksaecke packen. Inge hatte bereits gedroht die Flugtickets zu verheizen, falls ich nicht endlich mit dem Rucksackeinpacken begoenne. 23:00 fuhr uns Ina zum Bahnhof, und gegen 23:30 rollte unser Zug von Muenchen in Richtung Luxemburg. In Saarbruecken wurden einige Wagen abgehaengt, darunter auch der in dem wir sassen, was wir natuerlich prompt verpassten. Mit einem spaeteren Anschlusszug haben wir Luxemburg dann doch noch rechtzeitig erreicht. Unsere ganze Reisevorbereitung bestand aus einem Ticket von Saarbruecken nach Nassau auf den Bahamas und zurueck. Am 04.12.75 – 13:00 erhob sich unser grosser Vogel, und wir erreichten, mit Zwischenlandung in Shannon auf Irland, den Flughafen Nassau am 04.12.75 etwa 20:00 Bahamazeit.

Unsere Rucksaecke hatten selbstverstaendlich Uebergewicht, weshalb wir Pickel, Skistoecke und dergleichen, in einer Plastikfolie verschnuert, als Handgepaeck mit und fuehrten. Das Anschlussticket war bald beschafft. Es sollte am selben Abend noch weiter gehen nach Miami.

Vor dem Abflug stellte sich eine Panne ein. Die Sicherheitsbeamtinnen, zwei Negermaedchen von Bahama, die sicher in ihrem Leben ausser Speiseeis noch kein Eis gesehen hatten, konnten sich nichts rechtes unter den Eispickeln vorstellen. Ich versuchte ihnen die Angelegenheit zwar zu erklaeren, doch mit wenig Erfolg. Sie holten ihren Chef. Der Chef, genau so schwarz wie seine Untertanen, und ebensowenig mit Alpinismus vertraut, stand unserem Handgepaeck recht misstrauisch gegenueber. Ein ganz besonders schlauer deutscher Tourist machte dann dem Sicherheitschef im Vorbeigehen per Handbewegung klar, dass die Eispickel Instrumente zum Zuschlagen seien. Nun war es aus. Das roch verdammt nach Terorristenwerkzeug. Wir bekamen unser Handgepaeck abgenommen, mit der Erklaerung, im Miami wuerden wir es durch die Stewardess zurueck erhalten.

Was wir in Miami nicht erhielten war unser Handgepaeck. Langes hin und her, Telefonate etc. und zum Schluss die Frage, ob denn unsere Adresse auf dem Handgepaeck angebracht sei. Nachdem wir dies bejahten bekamen wir versichert, dass wir die Dinge ganz bestimmt nach Hause zugeschickt bekaemen. Dort nuetzten uns die Eispickel natuerlich herzlich wenig. Nochmals Verhandlungen und dann die Entscheidung, wir bekaemen unsere Sachen nachgeschickt. Aber wohin ? Indem ich die Preise abfragend von Flugschalter zu Flugschalter lief untersuchte ich die billigste Flugmoeglichkeit nach Guayaquil. Anschliessend fixierten wir die Handgepaeckadresse auf Guayaquil Airport, Ecuadorianaoffice.

05.12.75 - 02:00 hob unser bunt bemalter Vogel vom Flugplatz in Miami ab. Mit Zwischenlandung in Panama, Cali und Quito erreichten wir Guayaquil anderentags am Mittag. Rauschgiftkontrolle durch Hunde, Handgepaeck weiterhin nicht auffindbar, suche nach billigem Hotel. Brausebad, Geldtausch, alles im Eiltempo. Im Hotel mussten wir einen Reisepass zuruecklassen weil wir momentan nicht zahlen konnten.

Auf unsere Frage nach Reisemoeglichkeiten zu den Galapagosinseln, riet uns ein Bankangestellter niederlaendischer Nationalitaet, das Metropolitenbuero aufzusuchen. Dort wuerden alle Tickets fuer die Galapagosinseln verkauft. Es waere aber sehr schwer einen Platz zu bekommen. Die Fahrten seien allgemein auf lange Zeit im Voraus ausgebucht. Im Notfall koennten wir in die erste Etage zu Mister Molin dem Chefmanager gehen, der koennte manchmal noch etwas passend machen. Auf gings, und zwar direkt zu Mr. Molin.

Mit Mr. Molin konnten wir englisch sprechen, ein grosser Vorteil, denn spanisch koennen wir sowieso nicht. Er erklaerte uns dass noch am gleichen Abend ein Versorgungsschiff der Ecuadorianischen-Marine mit einer begrenzten Zahl von Passagieren zu den Galapagosinseln auslaufen wuerde. Auf diesem Schiff sei noch eine Kabine erster Klasse frei, da 2 Touristen zurueckgetreten waeren. 450.- USD  pro Person sollte die Angelegenheit kosten, fuer 12 Tage inkl. Uebernachtung auf dem Schiff + Verpflegung.

Es war inzwischen 16:30 und Bueroschluss bei Metropoliten ist 17:00. Der Preis erschien mir sehr hoch, noch dazu am Anfang einer Reise mit so vielen Ungewissheiten. In einem spanischen Text auf Mr. Molins Schreibtisch konnte ich die Zahl 450 und weiter unten die Zahl 256 ausmachen. Ich zeigte auf die 2te Zahl und sagte Mr. Molin, dass ich bereit waere diesen Preis zu zahlen. "Das ist der Preis fuer die Touristenklasse, und diese ist bereits besetzt" meinte Mr Molin. Palaver hin, Palaver her. Die Zeit verging. Eine Chance die Kabine anderweitig zu veraeussern war wohl fuer Mr. Molin an diesem Nachmittag kaum noch vorhanden. Ich sagte also:"Beim Preis von 450.- USD muessen wir verzichten". Darauf die Frage:" Wieviel koennen sie geben?" Und die Antwort:" 256.- USD". Erneutes Palaver und zum Schluss die Feststellung:"Ausnahmsweise, weil ihr es seid, duerft ihr in einer Kabine der ersten Klasse fuer den Touristenklassepreis fahren". Mr. Molin kannte uns zwar erst wenige Minuten, aber als Lueckenbuesser waren wir ihm sicher sehr genehm.

Nun schnell Tickets ausschreiben, Finanzen klaeren etc. Das noetige Geld hatte ich nicht dabei, das lag im Hotel. Frage:"Nehmen sie Travellerschecks oder muss ich Geld umtauschen ?" Antwort:" Was sie haben". Im Laufschritt wetzte ich in der Feierabendzeit quer durchs Zentrum von Guayaquil zum Hotel. Klatschnassgeschwitzt erreichte ich schliesslich wieder das Buero von Mr. Molin. Das tropische Klima war unverkennbar.

Ein Mischlingsmaedchen, scheinbar die Sekretaerin, stellte die Tickets aus. Dreimal war es Falsch. Zum Schluss musste Mr. Molin die Arbeit selbst uebernehmen. Was nicht ein Chefmanager in Ecuador alles fuer Aufgaben hat. Mr. Molin fuehrte uns sogar persoenlich zum Schiff und zeigte uns alles. Er war sehr freundlich, sein Feierabend war laengst vorbei.

Zurueck zum Hotel, erneutes Brausebad und Sachen packen. Wir nahmen nur ein Leichtgepaeck mit, den Rest liessen wir im Hotel zurueck. Wir sollten es im Eingang zur Rezeption abstellen. 22:00 setzte sich unser Dampfer in Bewegung. Wir waren hundemuede und kurze Zeit darauf in unserer Kabine eingeschlummert. Als wir am naechsten Morgen aufwachten waren wir bereits auf hoher See. Unser Kahn schaukelte entsprechend. Wie sich spaeter herausstellte waren ausser uns 13 weitere Rucksacktouristen verschiedener Nationalitaeten an Bord. Sie hingen groesstenteils bereits an der Reeling und wetteiferten beim Fische fuettern. Wir hatten die Seekrankheit regelrecht verschlafen und erfreuten uns eines guten Appetiets beim Fruehstueck.

2,5 Tage Ruhe und Sonnenschein, das war genau das Richtige was wir nach den schlaflosen Tagen und Naechten der Anreise benoetigten. Klare Luft, Delphinschwaerme neben dem Schiff, gelegentlich auch ein Hai, Moeven und am letzten Tag die ersten Fregattvoegel machten die Fahrt recht abwechslungsreich und interessant.


Die Galapagos Inseln

Die Galapagosinseln liegen ca. 1000 km westlich von Ecuador im Pazifischen Ozean. Sie sind vulkanischen Ursprungs. In frueher Zeit waren sie von Menschen nicht besiedelt. Im Jahre 1535 wurden sie rein zufaellig durch den Bischof von Panama Thomas Berlanga entdeckt. Waehrend einer Reise von Panama nach Lima kam sein Segelschiff in eine Flaute und wurde von der Meeresstroemung westwaerts abgetrieben. Als eine Insel in Sicht kam ging man an Land, da die Wasservorraete ausgegangen waren. Die Schiffsbesatzung fand kein Wasser, aber zehlreiche Tiere die keinerlei Scheu zeigten.

Gegen Ende des 17ten Jahrhunderts dienten die Inseln englischen Seeraeubern als Schlupfwinkel. Spaeter wurden sie zur Zwischenstation fuer britische Walfaenger, die ihre Schiffe mit lebenden Konserven in Form von Riesenschildkroeten beluden. Gegen Ende des 18ten Jahrhunderts richteten die Walfaenger auf der Insel Floreana eine Poststation ein. Eine Tonne diente als Depot fuer Briefe die gelegentlich von heimwaerts fahrenden Schiffen mitgenommen wurden. Die Posttonne ist bis zum heutigen Tage erhalten geblieben.

1835 landete der englische Biologe Charles Darwin auf den Inseln. Die Erkenntnis, dass einzelne Tiergruppen auf den verschiedenen Inseln, den dort vorgefundenen Lebensbedingungen entsprechend, unterschiedliche Formen entwickelt hatten, war die Basis fuer sein beruehmtes Werk "Die Entstehung der Arten ".

Die erste Besiedlung der Inseln begann Anfang des 20ten Jahrhunderts. Zu Anfang kamen Norweger, 1929 und 1930 auch die ersten Deutschen, von denen die Familie Wittmer aus Koeln noch heute in dritter Generation auf Floreana wohnt. Z.Zt. sind etwa 3000 Menschen auf den Inseln ansaessig, und zwar vorwiegend auf Santa Cruz, San Christobal, Isabela und Floreana.

Am 08.12.1975 erreichte unser Schiff "Calicuchima" die Insel San Christobal. Die Mannschaft begann sofort einen Teil der Ladung zu loeschen, waehrend wir mit dem Rettungsboot ans Ufer gebracht wurden. Mit einem museumswuerdigen Autobus fuhren wir ins Inselinnere und bestiegen den 815 m hohen Kraterrand. Vom Tierparadies ist auf San Christobal nicht viel zu sehen. Die Tiere haben den Menschen bereits als Eindringling kennengelernt, und damit auch die entsprechende Scheu erhalten. Ein biologisches Museum entschaedigt diesen Mangel.

Die Calicuchima war genau das richtige Schiff fuer uns. Unsere Kabine war mit zweistoeckigen Militaerbettgestellen und ebensolchen Blechspinden ausgestattet. Die Schluessel der Kabine als auch der Schraenke waren verlorengegangen. Die Spuelung der Toilette funktionierte irgendwie von unten her, und zwar nicht auf Knopfdruck, sondern dann – und nur dann – wenn der Kahn ordentlich schaukelte. Ansonsten konnten wir uns an allen Plaetzen des Dampfers so bewegen als wenn er uns selber gehoerte. Die Mannschaft passte gut zu uns. Der Koch war sehr empfaenglich fuer lobende Worte und weibliche Handkuesse, wodurch er sich immer veranlasst fuehlte besondere Schleckereien ausserhalb der Mahlzeiten zu verabreichen.

Auf der folgenden Insel Santa Cruz galt unser spezielles Interesse der Darwin Station. Hier werden neben wissenschaftlichen Untersuchungen der Tierwelt, auch einzene Tierarten vor dem Aussterben bewahrt. Vorallem die Riesenschildkroeten, deren Eier man vor den Hunden und Schweinen der Siedler schuetzt. Wenn der Panzer der Jungschildkroeten die erforderliche Haerte erreicht hat, werden diese Tiere wieder auf der Insel ausgesetzt.

Unsere Schiffsreise setzte sich fort zu den Inseln Plazas, Seymour, Baltra, Bartolome, San Salvator, Floreana und Espanola, die mit Ausnahme von Floreana unbewohnt bzw. kaum bewohnt sind. Wir hatten Gelegenheit auf den einzelnen Inseln, teilweise an mehreren Stellen, per Rettungsboot an Land zu gehen. Der Aufenthalt betrug allgemein jeweils ca. einen halben Tag.

Wir hatten dabei die Moeglichkeit nach Herzenslust im Gelaende und zwischen den Tieren herumzustreifen, sowie an den Straenden zu baden. Das Wasser ist hier trotz der Aequatornaehe, aufgrund des von der Antarktis kommenden Humboldstromes, nicht uebermaessig warm. Die wesentlichen Tierarten die wir antrafen sind Seeloewen, Seehunde, Pelzrobben, Meerechsen, Landleguane, Zwergpinguine, Krabben, Pelikane, Blaufusstoelpel, Maskentoelpel, Fregattvoegel, Albatrosse, Flamingos, Lavamoeven usw. usw. in mannigfacher Zahl.

Die Regierung von Ecuador hat die gesamte Inselgruppe zum Naturschutzgebiet erklaert. Es wird streng darauf geachtet, dass alles im natuerlichen Zustand erhalten bleibt. Vor unseren Landbesuchen wurden Plastikbeutel ausgeteilt, in denen jeglicher Abfall wie Filmschachten, Zigarettenstummel, Schokoladenpapier etc. von den einzelnen Touristen selbst gesammelt und aufs Schiff zurueckgebracht wurde.

Ein zum Klettern einladender steiler Felsturm vor der Insel Bartolome duerfte aus diesem Grund wohl noch unbestiegen sein. Unter der strahlenden Sonne, und in der grossen Ruhe der Insellandschaft, konnten wir uns fuehlen wie im Paradies.

Die Besatzung unseres Versorgungsdampfers und die aus vieler Herren Laender zusammengewuerfelten Rucksacktouristen, die mit wenig Geld und Verzicht auf Komfort, genau wie wir, auf eigene Faust ein Stueck fremde Welt kennen lernen wollten, waren unsere einzigen Kameraden waehrend dieser Tage.

Selbstverstaendlich gab es da auch noch mancherlei nette Einzelerlebnisse wie z.B. einen Leguan der, angelockt durch eine gelbrote Filmschachtel, der Inge bis auf den Oberarm kroch, ihr die Hand ableckte und zuletzt Kakteenfruechte aus ihrer Hand frass, obwohl er sich ebenso am Strauch haette satt fressn koennen. Oder Blaufusstoelpel die nur schimpften wenn man sich naeherte, sich aber keinen Millimeter von ihrer Stelle ruehrten.

Auf der Insel San Salvator krochen neugierige Seehunde an unseren Beinen empor. Als einige unserer Kameraden zu ihnen ins Wasser sprangen, ergab sich dort ein lustiges Getuemmel. Die Kameraden tauchten unter den Seehunden hindurch, danach die Seehunde unter den Kameraden. Am Ende sassen die Seehunde auf den Felsen und betrachteten die im Wasser schwimmenden Menschen.

Scheuer waren dagegen die Flamingos auf Floreana. Um sie zu fotografieren bin ich weit in den schlammigen Binnensee hineingewatet. Ich musste lange ruhig stehen bis sie zufaellig mal ihre Schritte in meine Richtung lenkten, waehrend meine Fuesse Zentimeter fuer Zentimeter im schlammigen Boden versanken.

In der sogenannten Haifischbucht auf Floreana querten wir auf einer etwa 1 bis 2 Meter ueber dem Wasserspiegel befindlichen schmalen Felsleiste weit gegen die offene See hinaus und konnten dort sehen wie sich Haifische und Rochen unter unseren Fuessen tummelten.

Es gab auch angriffslustige Tiere. Das waren die Seeloewenbullen. Wer sich ihrem Harem zu stark naeherte, dem kamen sie mit ihrem lauten hau, hau, hau Geschrei hinterher gerannt. Es ist nur verwunderlich, wie schnell diese schweren Tiere rennen koennen. Das hau, hau, hau waren dann auch die scherzhaften Rufe der Kameraden am Abend auf dem Schiff.

Ein Besuch der alten Posttonne durfte natuerlich nicht fehlen, in deren Umgebung die vorbeiziehenden Globetrotter ihre mannigfachen Souveniers hinterlassen haben. Wir haben einen Zettel mit unserer Adresse hineingeworfen. Zu unserer Ueberraschung war der Zettel noch vor uns daheim. Ein in Buenos Aires lebender Professor hatte ihn mit nach Deutschland genommen.

Am 17.12.1975 erreichten wir Guayaquil. Unser zurueckgelassenes Gepaeck, in dem sich auch der Hauptanteil unserer Kasse, die Heimflugtickets und ein Teil unserer Papiere befanden, fanden wir unversehrt, ausserhalb der Rezeption, im Hausgang unseres Billighotels wieder.


Aufbruch zum Cotopaxi

In Guayaquil galt unsers Aufmerksamkeit zunaechst wieder unseren Eispickeln. Nachdem man uns im Ecuadorianabuero versichert hatte, dass sie mit Bestimmtheit nicht angekommen und auch nicht auffindbar waeren, fuhren wir selbst zum Flughafen hinaus. Wir fanden sie nach langem Suchen in einer Ecke der Zollstation, unter irgendwelchem Geruempel wieder.

Nach allgemeiner Auskunft gilt eine Bahnfahrt von Guayaquil nach Quito als besonders eindrucksvoll. Wir wollten dieses Erlebnis keinesfalls versaeumen, nachdem wir uns vorher noch einige beschauliche Tage in Guayquil gegoennt hatten.

Bereits der Start gestaltete sich reichlich kompliziert. Der Bahnhof befindet sich am gegenueberliegenden Ufer des Rio Guayas, und die Abfahrtszeit ist 06:00 morgens. Das hiess fuer uns 03:00 aufstehen, und mit unserem reichlichen Gepaeck quer durch das naechtliche Guayaquil zu marschieren. Wie wir spaeter erfuhren soll diese Angelegenheit nicht ganz ungefaehrlich sein.
Kurz nach 04:00 erreichten wir die Faehre. Nachdem unser Schienenbus durch eine Lock angeschleppt worden war, weil er von selbst nicht ansprang, und wir unser Gepaeck auf dem Dach verstaut hatten, wobei uns ein Ganove der sich als Bahnbediensteter ausgab noch einiges Geld abknoepfen wollte, ging die Fahrt dann doch endlich los.

Die Federung unseres Vehikels war schlecht, die Sitze hart, der Sitzabstand eng und die Rueckwaende der Lehnen mit Blech beschlagen. Trotz eingezogener Beine lagen meine Knie noch hart an der Blechwand des Vordesitzes an. Die Schienenstoesse betragen in Ecuador wegen der grossen Temperaturschwankungen bis zu 5 cm. Unser Gefaehrt wurde, wie in solchen Laendern ueblich, bis zum Gehtnichtmehr vollgepfropft. Feuchttropische Luft, Ausduenstung, Geratter und Geklapper, Schienenstoesse und ein laut kraechzendes Radio waren unsere Begleitmusik.

Zunaechst liess sich die Sache trotzdem recht nett an. Ueppige Vegetation, tiefe Schluchten, interessante Gestalten auf den Bahnstationen und vieles mehr fanden unser Interesse. An den Haltepunkten wurde mit allen moeglichen und unmoeglichen Dingen gehandelt. U.a. gab es in einem Stueck gebackene Schweine, die portionsweise zum sofort essen verkauft werden.

Am Andenabhang hat man es nicht fertiggebracht die erforderlichen Kurven zu bauen, und deshalb einen Zickzackkurs angelegt. Zunaechst wird vorwaerts gefahren bis der Fahrer den Hebel einer Weiche von seinem Sitz aus erreichen kann. Dort stoppt er, langt aus dem Fenster, stellt die Weiche um, und faehrt anschliessend rueckwaerts den naechsten Ast des Zickzackkurses empor. Hat er die naechste Spitzkehre der Strecke erreicht, muss er wieder aus dem Fenster greifen, die Weiche umstellen, und dann geht's wieder vorwaerts weiter. Auf diese Art mogelt man sich Stueck fuer Stueck den Hang empor.

Ich weiss nicht ob es die Hitze war oder die Luftfeuchtigkeit, oder der Klimawechsel, oder der Krach, oder was sonst auch, jedenfalls bekam ich nach mehreren Fahrstunden ganz ordentlich Kopfschmerzen. Das beengte Sitzen wurde unangenehm und mit den Knien wusste ich auch nicht mehr so recht wohin. Damit liess auch das Interesse an der Umgebung gehoerig nach. Bald hatte ich nur noch das eine Beduerfnis, endlich aus dieser Schaukel aussteigen zu koennen.

In Riobamba gab es gluecklicherweise einen kleinen Aufenthalt. Unser Fahrer wollte etwas essen. Leider war diese Pause sehr kurz. Der Fahrer traute sich nicht einmal den Motor abzustellen, weil er Bedenken hatte dieser koenne anschliessend vielleicht nicht mehr anspringen. Nach 12 Stunden erreichten wir Latacunga unser Tagesziel. Wir waren wie geraedert. Im Hotel streckten wir uns auf die Betten. Viel mehr war im Moment nicht drin.

Am kommenden Morgen machten wir uns auf die Suche nach einem Gefaehrt zum Cotopaxi. Der an diesem Tag stattfindende Markt hat uns dann allerdings fuer einige Stunden unser eigentliches Ziel vergessen lassen. Es geht an so einem Markttag recht bunt zu. Die Indianer aus der Umgebung bringen ihre Waren in die Stadt. Viel Gedraenge mit netten Details. Da ein Bauer sich mit einem Rudel schwarzer Schweine, die er an der Leine fuehrt, seinen Weg durch die Menge bahnt. Dort ein Fleischverkaufsstand an dem ein Kind mit nacktem Hintern zwischen den Fleischstuecken sitzt, anderenorts eine Frau die sich einige Truthaehne auf den Ruecken gebunden hat, zwischendurch stillende Muetter, Kleinkinder im Rueckentuch, Obst, Gemuese, handwerkliche Arbeiten und allerhand Krimskrams. Wir fanden es interessant, obwohl wir nichts kaufen wollten. Immer wieder sind wir zwischen den aufgebauten Buden hindurchgeschlendert, haben neue Eindruecke gesammelt, neue Typen betrachtet, und die Zeit verstrich im Fluge.

Schliesslich haben wir doch noch einen Jeepfahrer ausfindig gemacht. Nach langer umstaendlicher Verhandlung um den Preis – unser Fahrer sprach nur einige Worte englisch – haben wir den Start fuer den naechsten Morgen festgelegt.

Die Jeepfahrt selbst gestaltete sich recht unproblematisch. Eine Schotterstrasse, ein paar Wildpferde, eine Station mit Lamas und zuletzt Piste auf vulkanischem Gestein, so erreichten wir eine Hoehe von 4500 m. Zu Fuss ging es dann weiter zur Cotopaxihuette, waehrend unser Jeepfahrer die Rueckreise antrat. Die Weiterfahrt zum Ilinitza war fuer den uebernaechsten Tag verabredet.

Die Cotopaxihuette unterscheidet sich von einer kleinen Huette aelterer Bauart in den Alpen kaum wesentlich. Decken gibt es keine, und kalt war es auch. Es ist allerdings auch moeglich, dass wir es nach unserem 3 woechigen Aufenthalt im tropischen Klima nur kalt empfanden. Die Nacht auf der Huette bekam der Inge nicht. War es der Klimawechsel, war es die Hoehendifferenz, oder hatte sie etwas unrechtes gegessen ? Wir wissen es nicht. Sie musste sich uebergeben und war am naechsten Morgen in recht schlechter Verfassung.

Am 22.12.1975 gegen 03:00 verliessen wir die Huette und begannen mit dem Aufstieg. Es war sehr frisch. Wir froren. Inge bekam regelmaessig Schuettelfrost. Nach ca. 30 Minuten musste sie sich hinsetzen. Wir tranken etwas Tee. Nachdem wir einige Zeit gesessen hatten entschloss sich Inge zur Umkehr.

Unser Jeep war fuer den naechsten Tag bestellt. Fuer mich war damit der Verzicht auf den Gipfel bereits vorprogrammiert. Dann sah ich etwas linkerhand 3 Ecuadorianer aufsteigen. Ich sagte zu Inge :"Sieh wie Du allein zur Huette kommst, ich werde mich den Ecuadorianern anschliessen". Schon eilte ich den Ecuadorianern hinterher.

Wir hatten unsere Ausruestung ungleichmaessig verteilt, und bei meinem schnellen Entschluss keine Zeit zum Umpacken gefunden. Somit trug ich jetzt verschiedene unnuetze Ding mit mir herum, waehrend mir andere Ausruestungsgegenstaende fehlten. So z. B. eine Sonnencreme. Wegen grosser Spalten, von denen ich gehoert hatte, fragte ich die Ecuadorianer ob ich mich mit meinem Seil bei ihnen anhaengen koennte. Sie bejahten, und bald marschiert ich mit.

Mein Kameraden, aus Doerfern um Quito stammend, d.h. auf einer Hoehe von 3000m staendig lebend, hatten bedeutend weniger Atmungsprobleme als ich. Sie legten ein recht ordentliches Tempo vor. Ich kam dabei ganz kraeftig ins Schnaufen. Der lange Aufenthalt auf Meeresspiegelhoehe und die fehlende Akklimatisation machten sich arg bemerkbar. Ausserdem, waren meine Gefaehrten ein recht unausgeglichenes Team, was sich zusaetzlich erschwerend auswirkte.
Fernando ihr Erster, 24 Jahre jung, hatte den Cotopaxi schon mehrmals bestiegen. Er hatte mit Abstand die beste Kondition. Voller Tatendrang stuermte er voran. Wir anderen drei trotteten mit heraushaengender Zunge hinterher. In gewissen Abstaenden benoetigten Fernandos Kameraden eine Ruhepause. Diese Pausen waren auch mir recht angenehm. Aber insgesamt bekam mir der ungleiche Rhythmus nicht besonders gut.

In ca. 5700 m Hoehe streckten 2 meiner ecuadorianischen Kameraden alle Viere von sich. Allein mit Fernando, bzw. hinter ihm stapfte ich weiter in Richtung Gipfel. Es war inzwischen 10:00 geworden. Das Fehlen meiner Sonnencremer macht sich bereits sehr unangenehm bemerkbar. Die Gesichtshaut brannte und spannte. Der Schnee war aufgeweicht, und wir ruehrten mit den Fuessen in einem tiefen Brei herum.

Die vorher so angenehmen Zwangspausen fielen nun weg. Meine Fuesse wurden schwer. Ich musste das Tempo verlangsamen. Fernando war recht ungeduldig. Gut 100 m unter dem Gipfel schlug ich vor das Seil zu loesen, damit jeder sein eigenes Tempo gehen koennte.

Spalten sind im letzten Teil des Aufstieges keine vorhanden. Es handelt sich nur noch um einen schraegen Schneehang zur Kuppe. Waehrend Fernando sogleich losmarschierte, rastete ich ein wenig. Als ich wieder losstapfen wollte, wurde es mir regelrecht uebel. Ich bekam Herz- oder Kreislaufbeschwerden, dazu starke Kopfschmerzen. Die fehlende Akklimatisation machte sich bemerkbar.

Ich hatte Bedenken mir bei der Fortsetzung des Aufstieges einen bleibenden gesundheitlichen Schaden zu holen. So viel war mir ein Gipfel noch nie wert. Der Verzicht auf den Gipfel fiel mir in diesem Zustand nicht sehr schwer. Um mich etwas zu erholen, stieg ich langsam zu den beiden weiter unten sitzenden Kameraden ab. Dort warteten wir gemeinsam bis Fernando zurueck kam.

Kurz nachdem uns Fernando erreicht hatte kam dichter Nebel auf. Die Spur und kleine Faehnchen, die von frueheren Begehungen gesteckt worden waren, dienten uns zur Orientierung. Am fruehen Nachmittag erreichten wir die Huette.


Unlogische Fahrten in Ecuador

Die Nacht habe ich in miessem Zustand verbracht. Inge hatte sich etwas erholt. Ich war froh, als ich am anderen Morgen zum Jeep absteigen konnte, der uns in tiefer gelegene Regionen bringen sollte. Das Thema Illinitza hatten wir aufgesteckt.

Die Jeepfahrt war ein Akt fuer sich. Scheinbar wollte unser Fahrer seine Fahrkunst unter Beweis stellen. Er waehlte nicht die im Lavageroell eingefahrenen Serpentinen ueber die er uns heraufgebracht hatte, sondern baute eine Direttissima geradewegs durch die Mitte dieser Kurven.

Immer wenn der Jeep eine der eingemahlenen Fahrrillen kreuzte machte er einen Sprung. Dabei machte ich auf dem Hintersitz einen Satz bei dem mein immer noch brummender Schaedel gegen die Decke unseres Fahrzeuges gestaucht wurde. Ich war froh als diese Tortur zu Ende war.

Ein paar kleine Umwege,die Besichtigung der groessten und am weitesten ausgeschleuderten Lavabrocken des letzten Vulkanausbruchs, der Besuch einer Inkakultstaette an die ein spanisches Haus angebaut ist, und verschiedene andere Kleinigkeiten ergaenzten die Rueckfahrt zu unserem Hotel in Latacunga.

Akklimatisation war wichtig. Die Zeit hierfuer war allerdings zu kurz. Anfang Januar beginnt in Ecuador normalerweise wieder die Regenzeit. Am kommenden Morgen fuhren wir mit dem Bus in Richtung Quito. Am Bushaltepunkt stiegen wir mit unseren Turnschuhen durch schlammige Pfuetzen. Waehrend wir zur allgemeinen Orientierung und gelegentlichen Quartiersuche mit unseren schweren Rucksaecken durch die Strassen marschierten, begann es kraeftig zu regnen. Schraeg vor uns erspaehten wir in diesem Moment auf der anderen Strassenseite ein Hotel. Was gab es sinnvolleres als da hinein zu gehen?

Ich fragte nach dem Preis fuer ein Doppelbettzimmer. Die Antwort lautete :"300 Sucre".  Das entspricht etwa 30.-DM. Ich antwortete :"Das ist mir zu teuer, konnen sie mir behilflich sei ein billigeres Hotel zu finden". Die Chefin sagte darauf :"Koennen sie 200 Sucre zahlen?". "Einverstanden" war meine Antwort. Es war mit Sicherheit das beste Zimmer das wir waehrend unserer gesamten Reise bewohnt haben. Zunaechst genossen wir ein warmes Bad. Anschliessend wurde einmal ordentlich ausgeruht.

Als am Abend der Regen aufhoerte machten wir einen kleinen Orientierungsspaziergang durch die naehere Umgebung, verbunden mit der Suche nach einem guenstigen Lokal zum Abendessen. Wir haben dort lange gesessen. In der Nacht mussten wir durch stroemenden Regen zu unserem Hotel laufen. Es hatte stark abgekuehlt. Ich fror. In den Haeusernischen sassen Indianer die irgendwelche Dinge verkaufen zu verkaufen versuchten. Die unmoeglichsten Dinge, die kein Mensch zu dieser Zeit gebrauchen kann, und dass bei stroemendem Regen auf offener Strasse am 24. Dezember um 23:00. Als Beispiel sei nur ein Indianer genannt, der mir um diese Zeit unbedingt eine Rolle Tesafilm verkaufen wollte.

Feiertage koennen im Urlaub auch nachteilig sein. Bueros haben geschlossen, Geschaefte haben geschlossen, Auskuenfte sind nicht zu erhalten etc. etc. So verbrachten wir den 25. Dezember damit die Kirchen in Quito zu besuchen, denn die hatten geoeffnet. Am 26.12. reisten wir ab in Richtung Otavala um den dortigen Indianermarkt zu besuchen.

Die Otavalenos sind ein zivilisierter Indianerstamm, der seine Eigenstaendigkeit erhalten konnte. Sie haben sich aus eigenen Mitteln eine Textilindustrie aufgebaut. Die Frauen sind in dieser Industrie die Produzenten, die Maenner die Verkaeufer.
Sie bereisen mit ihren Erzeugnissen die umliegenden Laender, und sind erkenntlich an Zopf, Hut, Poncho und dreivertellanger Hose, auf nahezu allen Maerkten der Umgebung anzutreffen. Es sind gute, aber keinesfalls aufdringliche Geschaeftsleute. Mancher von ihnen hat es schon zu ansehnlichem Wohlhaben gebracht.

Nicht nur das herkoemmliche Lamahaar, sondern auch Kunstfasern werden heute von den Otavalenos verarbeitet. Der Absatz war einfach groesser als der durch die Lamabestaende erzielte Nachschub. Die Handarbeit wird in zunehmenden Masse durch Maschinen ersetzt. Aus unserer Sicht leider. Doch wer kann den Otavalenos veruebeln, dass sie auch am allgemeinem Wohlstand teilhaben wollen.

Am Markttag in Otavala war es kalt. Es regnete. Die farbigen Textilien wurden von den Haendlern nur zum Teil ausgepackt. Die Staende auf dem Marktplatz sind mit Betonplatten ueberdacht, die das Gesamtbild negativ beeinflussen. Der Eindruck war fuer uns enttaeuschend. Vielleicht hatten wir uns aufgrund andererweitiger Schilderungen zu viel vorgestellt.

Wir haben verschiedene Dinge eingehandelt, haben amerikanische Studenten beobachtet die Textilien in grossen Mengen einschacherten um diese spaeter in Florida wieder zu verkaufen, haben uns die Trachten der Otavalenos angeschaut und uns dann bald fuer ein neues Reiseziel interessiert.

Santo Domingo de los Colorados liegt am Westfuss der Anden in einer feuchten Regenwaldzone. Wir erreichten die Stadt am Abend des 27.12.1975. Ihren Beinamen verdankt sie dem Indianerstamm der Colorados, deretwegen wir hierher gefahren sind. In der oberen Etage eines einfachen Hotels unweit vom Marktplatz bezogen wir Quartier. Vom Fenster unseres Zimmers hatten wir einen guten Ueberblick ueber die Randbezirke der Stadt. Planlos zusammengenageltz ist wohl die beste Beschreibung fuer das was wir da sahen.

Anderentags, es war ein Sonntag, konnten wir etliche Coloradoindianer in den Strassen der Stadt sehen. Doch wir wollten mehr sehen, wollten wissen wie sie leben, wo sie leben, was sie tun. Von einem Taxi liessen wir uns ins Indianergebiet fahren.

Die Coloradoindianer leben von der Landwirtschaft und stehen an der Schwelle zur Zivilisation. Ihr Stamm besteht z.Zt. noch aus ca. 1000 Menschen. Wahrscheinlich werden sie nicht in der Lage sein ihre Eigenart zu erhalten. Die junge Generation wandert, angelockt durch Kofferradios, Casettenrecorder, Nylonhemden und billige Vergnuegungen, in zunehmendem Masse in die Staedte ab. Sie passen sich ohne grosse Uebergangszeit den dort herrschenden Lebensgewohnheiten an. Das erhoffte Glueck finden sie meist nicht, aber den Weg zurueck blockiert ihr Stolz.

Unser Taxifahrer brachte uns zu einer ihm bekannten Indianerfamilie. Wahrscheinlich hat er schon so manchen Touristen dahin transportiert. Zunaechst haben wir das Familienoberhaupt mit ein paar Sucre freundlich gestimmt. Anschliessend konnten wir uns das auf einem sauberen Platz aus gestampften Lehm errichtete Bambushaus von allen Seiten und von innen ansehen. Bald hatten wir trotz fehlender Sprachverstaendigung Kontakt zur Familie gefunden. Der Vater zeigte uns seine Kakaopflanzen und was er sonst noch anbaut.

Danach hat er uns auch noch die Herstellung der Paste, mit der die Colorados ihre Haare faerben, gezeigt. Sie zerreiben den roten Samen der Achiote, einer kastanienaehnlichen Frucht, und vermischen diesen Brei mit ihrem Kopfhaar das dadurch steif wird. Seitlich wird das Haar abrasiert und vorn wird es ausgeformt, so dass es kappenartig vorsteht. Die Bezeichnung Colorados ist von dieser Haarfaerbung abgeleitet. Ihre gestreiften Lendenschurze weben die Frauen selbst. Diverse Industriegegenstaende wie Armbanduhren, Gummistiefel, Kunststoffarmreifen und anders mehr haben schon Einlass in ihre Haushalte gefunden. Wir verbrachten ein paar recht interessant Stunden, und reisten dann anbetracht des inzwischen wieder schoen warmen Wetters wieder in Richtung Gebirge, d.h. in Richtung Quito ab.
In Quito angekommen regnete es wieder in Stroemen. Es war zum Verzweifeln wie unsere Tage so dahingingen. Bei einer deutschen Familie, die wir zufaellig kennen lernten, erkundigten wir uns nach den Moeglichkeiten weitere Indianerstaemme zu besuchen. Die Cayapas sollten unser naechstes Ziel sein. Mit der Militaerfluggesellschaft TAME ( Transport Aero Military ) wollten wir zunaechst nach Esmaraldas, von wo aus wir die Fahrt mit einem Leihboot fortzusetzen gedachten.

Im Stadtbuero der TAME erhielten wir kein Ticket, obwohl wir uns dies amVortag hatten reservieren lassen. An solche Dinge gewoehnt man sich in Ecuador sehr schnell. Unser Quartier hatten wir bereits aufgegeben, unser Gepaeck trugen wir auf dem Ruecken, und an der Bushaltestelle bin Richtung Flugplatz befanden wir uns auch. Also eingestiegen. Vielleicht war noch ein Platz zu erhalten, und falls nicht, Quartier am Flugplatz oder weiterreisen nach Kolumbien. Die Moeglichkeiten von Bergbesteigungen beurteilten wir bei diesem staendigen Schlechtwetter ohnehin sehr pessemistisch.

Am Flughafen angekommen erhielten wir doch noch ein Ticket. Wie sich spaeter herausstellte war die halbe Maschine leer. Das ist ecuadorianische Organisation. Der Flug Quito – Esmeraldas, ca. 200 km, kostete 17.- DM. Zum Einsatz kommen groestenteils alte zweimotorige Propellermaschinen. Geflogen wird auf Sicht, die allerdings ueber dem Andenabhang und dem von Daempfen brodelnden Urwald meist nicht vorhanden ist. Aber, wenn immer westwaerts geflogen wird, hoert der Nebel irgendwann auch einmal auf. Im Kuestenbereich bekommt man dann wieder die richtige Richtung. Ich reiste als Mister Blaugrau, weil man die Augenfarbe statt des Namens ins Ticket eingetragen hatte.

Nach einer grossen Schleife erreichten wir den Flughafen von Esmeraldas von der Seeseite her. Er besteht aus einer Wiese und einem Stueck Baracke mit einem Sonnendach, unter dem man sogar Cebiche de Camarones, Coca Cola und verschiedene andere Kleinigkeiten kaufen kann. Ein Kleinbus brachte uns ueber eine groessere Anzahl von Schlagloechern und eine Autofaehre zur Stadt. Wieder einmal Klimawechsel. Ordentliche Hitze, zehn Meter ueber dem Meeresspiegel. 

Ein Boot fuer die Fahrt zu den Cayapas war nicht aufzutreiben. Sylvester stand vor der Tuer. Die Einwohner von Esmeraldas hielten mehr vom Feiern als von irgendwelcher Arbeit. Es war auch keine Auskunft zu erhalten wenn einmal in absehbarer Zeit ein Boot zu bekommen waere. Wir entschlossen uns fuer einen Badetag am Strand von Esmeraldas, die Besichtigung der Stadt, und baldmoegliche Rueckkehr nach Quito. Leider mussten wir unseren Aufenthalt laenger ausdehnen als gewollt, denn ueber Sylvester und Neujahr gab es keinen Flugverkehr. Wieder verstrichen wertvolle Tage.

Wir haben aus der Zeit das Bestmoegliche gemacht. Sylvester in Esmaraldas ist auch interessant. Die Stadt wird groesstenteils von Nachkommen der Negersklaven aus den Bananenplantagen bewohnt. Die naechtlichen Strassen waren angefuellt mit froehlichen Menschen. Es schien als ob die ganze Stadt auf den Beinen waere. In Ecuador ist es Brauch das alte Jahr in Form von Puppen zu verbrennen. Zum Teil werden diese Puppen auch mit viel Geschrei und viel Gelaechter gesprengt. Unter anderem sind auch politische Motive vertreten. Die Zeit bis Mitternacht ist lang, und die Leute sind ungeduldig. So werden manche Puppen auch wesentlich frueher gesprengt.
Den Neujahrstag haben wir in der Parkanlage vor der Kirche verbracht. Wir haben den Fotografen und den Schuhputzern zugeschaut, die an diesem Tag ihren Hauptgeschaeftstag zu haben schienen. Besonders originell ging es bei den Fotografen zu. Ihre Ausruestung besteht aus einer Holzwand mit Reklamefotos, einer Messlatte, einem Pinsel, einem Eimer mit Wasser, einem Putzlumpen, verschiedenen Dosen mit Entwicklermaterial und sonstigen Kleinigkeiten. Hinzu kommt der auf einem hoelzernen Stativ stehende Fotokasten mit lang herausragendem Objektiv. Den Verschluss ersetzt ein Schucremschachteldeckel  oder ein aehnlicher Gegenstand. Hinten an der Kiste ist ein schwarzer Gewebeschlauch durch den jeweils die Platte frei von Hand in den Fotokasten hinein und spaeter wieder herausgebracht wird.

Wenn die Fotokunden auf der Parkbank ausgerichtet und vermessen sind., peilt sie der Fotograf zunaechst durch den leeren Fotokasten an. Wenn die Richtung stimmt wird der Objektivdeckel aufgesetzt, und anschliessend durch den Gewebeschlauch die Platte in den Gewebekasten gebracht. Danach werden die Personen zum Laecheln aufgefordert. Der Objektivdeckel wird entfernt und der Fotograf beginnt zu zaehlen. Nach Ablauf der vorgesehenen Zeit wird der Objektivdeckel wieder aufgesetzt und die Platte durch den Gewebeschlauch heraus gekramt.

Nach Behandlung mit irgend einer Fluessigkeit wird das Negativ vom Fotografen kritisch betrachtet und mit dem Pinsel fachkundig korrigiert. Anschliessend geheimnisvolles Handtieren mit verschiedenen Mixturen. Danach Wassereimer und Trocknung des Bildes in der Sonne.

Interessantestes Detail ist aber die Beobachtung der Fotokunden. Nachdem man sich fuer eine Fotografie entschlossen hat, setzt sich der fotografierwillige Personenkreis auf die Bank. Heiterkeit und Gelaechter. Nach der Aufforderung zum Laecheln erfolgt genau das Gegenteil. Alle Personen schauen steif und mit tierischem Ernst auf das Objektiv. Nach der Aufnahme entspannendes Gelaechter und ungeduldige Wartezeit. Nach Aushaendigung der Bilder ernste fragende Blicke, wie etwa, soll ich das sein? Dann nochmals Gelaechter, vielleicht auch gegenseitiger Spott.

In vielen Faellen wird die gesamte Familie der Reihe nach einzeln fotografiert. Dann wandert das einzige Paar Schuhe vom groessten bis zum kleinsten der Kinder. Die Kleinsten haben dabei mit ihren kurzen, von der Bank frei herunterhaengenden Beinen, alle Muehe die viel zu grossen Treter waehrend der Fotoprozedur an iheren Fuessen zu halten.

02.01.1976. Vergebliche Wartezeit auf dem Flugplatz. Unsere Maschine kam nicht. Sie war im Nebel ueber dem Urwald verschollen. Wir wollten keine weitere Zeit verlieren. Also Rueckreise nach Quito per Bus. Leider ging der naechste Bus erst nach 22:00. Wir wollten fahren und taten es auch. Der Bus war vollgepfropft bis auf den letzten Platz und nahm am Stadtrand noch einige Zusatzgaeste mit.

Es war furchtbar heiss und schwuel. Nach gut einer Stunde Fahrzeit war der Motor im Eimer. Der Bus blieb auf freier Strecke stehen. Knapp 5 Stunden haben wir am Strassenrand sitzend verbracht. So begann mein 50ter Geburtstag. Ein entgegenkommender Bus musste erst die Meldung nach Esmeraldas bringen, bevor ein anderer, wesentlich kleinerer Bus als Ersatz geschickt wurde. Nach dem Umladen war es noch enger als vorher. Ob alle Gepaeckstuecke dabei waren konnten wir bei dem naechtlichen Durcheinander leider nicht feststellen. Dann ging es weiter, noch mal durch Santo Domingo und nach Quito.

Unsere fuer Ecuador eingeplante Zeit war laengst ueberzogen. Ich verkaufte die ungenutzten Flugtickets und einige nicht mehr benoetigten Bergutensilien. Weil die Kasse auch schon die Beine anzog, verzichteten wir auf den vorgesehenen Flug nach Bogota und reisten per Autobus noch einmal durch Otavalo zur kolumbianischen Grenze.

Im billigsten unserer Billighotels haben wir die anschliessende Nacht verbracht. Der Zugang zu der ueber einem Cafe liegenden Hoteletage geschah ueber eine Art Huehnerleiter von aussen. Das Zimmer glich eher einer Umkleidekabine in einem Hallenbad. Die als Doppelbett bezeichnete fest eingebaute Holzkiste war etwas breiter als ein normales Einzelbett in Deutschland. Der einzige Gang neben dem Bett war ca. 40 bis 50 cm breit. Als Waschgelegenheit diente ein Brunnen im Hof. Gesamtpreis umgerechnet 2.- DM, aber nur wenn man die eigene Frau dabei hatte. Wie wir spaeter bemerkten waren wir in einem Freudenhaus gelandet.

Am Morgen gab es Probleme beim Zoll. Unsere in spanisch in unseren Paessen vermerkte Aufenthaltsgenehmigung betrug nur 14 Tage. Wir sollten Strafe bezahlen, 1000 Sucre pro Person, und weil zufaellig Sonntag war erst am naechsten Morgen. Zeitverlust, Geldverlust, verdammter Aerger. Schimpfend standen wir im Gang vor dem Amtszimmer. Sofort war ein hilfsbereiter Mann, scheinbar der Komplice des Zoellners, zur Hand, der geradezu darauf zu warten schien uns helfen zu koennen. Er sagte er koenne uns den Ausreisestempel innerhalb von 5 Minuten besorgen, und bei ihm kostet der auch nur 500 Sucre pro Person. Als angeborener Optimist, immer an das Gute glaubend, haendigte ich ihm vertrauensselig unsere Paesse aus. Ich wurde nicht enttaeuscht. Nach ca. 5 Minuten erschien der kleine Gauner, haendigte uns die Paesse mit Stempel und Unterschrift aus, verlangte sein Geld, gruesste freundlich und verschwand. Wir konnten weiter reisen.


Von Ipiales zum Amazonas

Es folgte eine Fahrt mit einem recht komfortablen Bus durch eine herrliche, teils gebirgige Landschaft. Erst gegen Mitternacht erreichten wir den Busbahnhof in Cali. Waehrend wir es uns auf einer Bank fuer den Rest der Nacht bequem machten, gab uns unser Busfahrer noch einige Tipps fuer die Weiterreise. Wir haben uns das leider nicht zu Herzen genommen und den ersten Bus bestiegen der am Morgen in Richtung Bogota abfuhr. Wie sich herausstellte war das eine Art Lumpensammler. Er hielt in jeder Ortschaft und an jeder Ecke wo jemand mitfahren wollte. Die Sitzreihen waren eng, die Sitze unbequem, die Rueckenlehnen mit Blech beschlagen und nach kurzer Zeit war das Gefaehrt total ueberladen. Der Mittelgang war mit stehenden Personen vollgepfropft, und zahlreiche Kofferradios kraechzten mit dem sonstigem Geklapper um die Wette. 16 Stunden dauerte die Fahrt ueber mehrere grosse Paesse hinweg nach Bogota. Auf freien Strecken fuhr unser Busfahrer wie ein Wilder, ganz besonders wenn es bergab ging.

Mit der Bremse schien er sich schlecht auszukenne, deshalb waehlte er grundsaetzlich die Hupe. Ein wagehalsiges Ueberholmanoever folgte dem anderen. Teilweise veranstalteten die Busfahrer regelrechte Wettfahrten untereinander. Dabei war die Strasse ohnehin riskant angelegt. In sehr steile Haenge hinein gearbeitet, mit engen Kurven, ohne Leitplanken, ohne Steinschlagsicherung etc. So manchem wendete sich nach kurzer Zeit der Magen, besonders unter den stehenden Fahrgaesten.

Der Beifahrer und Kassiere bekam diese Angelegenheit schnell in den Griff. Was da so aus den Haelsen in den Mittelgang gefallen war, wurde mit Zeitungspapier abgedeckt. Anschliessend wurden Plastiktueten verteilt um weitere Verunreinigungen zu vermeiden. Der Fahrer aber fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.

Gelegentlich trafen wir auch auf Stellen wo der bergseitige Hang abgerutscht war und grosse Gesteinsbrocken auf der Strasse lagen. Dort waren Planierraupen im Einsatz, die das unerwuenschte Gestein in den talseitigen Hang schoben , ohne jede Ruecksicht auf die darunter befindlichen Strassenwindungen.

Bei Dunkelheit erreichten wir Bogota. Mit Hilfe der Quartierempfehlung einer deutschen Rucksacktouristin war das Uebernachtungsproblem sehr schnell geloest. Aus Zeit- und Geldmangel mussten wir einen urspruenglich vorgesehenen Abstecher nach Guatemala aufgeben. So befassten wir uns die naechsten 2 Tage mit der sinnvollen Nutzung unseres Resturlaubes. Vorher besuchten wir noch einige Sehenswuerdigkeiten in Bogota wie z.B. das Goldmuseum, das Nationalmuseum, das Bolivarhaus, den Monserate, den Bolivarplatz mit Rathaus, Capitol, Kathedrale u.s.w.

Als interessantestes Ziel in Kolumbien erschien und Leticia am Amazonas, und so buchten wir zunaechst einmal einen Flug dorthin. Die verbleibenden Tage bis zum Abflug benuetzten wir zu einem Abstecher nach San Augustin. Wieder eine naechtliche Fahrt auf wilden Strassen. Quartiersuche nach Mitternacht und anderes mehr. Aber es hat sich gelohnt.

Im Gebiet von San Augustin sind zahlreiche archaeologische Funde aus der Vorinkazeit zu besichtigen, die wir z.T. per Leihpferd, z.T. per Jeep erreichten. Wir konnten hier ausserdem erleben wie nahezu das halbe Dorf an einem Begraebnis zweier junger Maenner teilnahm, die bei den faschingsaehnlichen Feierlichkeiten am 06.01. versehentlich umgebracht worden waren. Suedamerikanische Mentalitaet. Am 12.01.1976 war es dann endlich soweit, unsere Maschine startete in Richtung Leticia.


Bei den Yagua-Indianern am Amazonas

Eine ganze Stunde lang waren wir ueber den dampfbrodelnden Urwald ohne Weg und Steg geflogen, als unsere Maschine bei Leticia zur Landung ansetzte. Leticia liegt im Laenderdreieck Kolumbien, Peru, Brasilien. Es wird von diesen 3 Laendern aus angeflogen. Von Brasilien aus ist Leticia ausserdem auf dem Amazonas per Schiff erreichbar. Auf dem Landwege ist Leticia nicht zugaenglich. Nachdem wir Quartier gemacht hatten, hielten wir zunaechst Umschau im Ort und nach Moeglichkeiten in den Urwald vorzudringen. Bei unserer Ausruestung und mit unserer begrenzten Zeit fuehrte der einzige Weg ueber das Wasser. Auf einem Seitenarm des Amazonas wollten wir die Yagua-Indianer erreichen. Aber wo lebten diese Indianer ueberhaupt ? Wo war ein Boot zu bekommen. Die beiden fuehrenden Hotels in Leticia bieten Bootsfahrten auf dem Amazonas an. Wir haben uns danach erkundigt, aber es war nicht das Richtige fuer uns. Diese Hotels betreiben das was alle Reisebueros auch betreiben. Man versucht Abenteuer die keine sind, fuer Herdenmenschen zu organisieren und zu verkaufen.

Schliesslich fanden wir einen jungen Kolumbianer der schon primitiv lebende Indianer besucht hatte. Er war bereit uns ein Boot zu organisieren und mit uns, unseren persoenlichen Wuenschen entsprechend, zu den Indianern zu fahren. Die Bootsmiete war mit 80.- USD pro Tag veranschlagt, was nicht so recht zu unserem Geldbeutel passte. Die Verhandlungen zogen sich arg in die Laenge. Wir lernten inzwischen einen Deutsch-Kanadier kennen, der gleiche Interessen zeigte. Den Preis haben wir dann auf 75,- USD, d.h. 25.- USD pro Person und Tag gehandelt.

Vor der Abreise waren noch einige Formalitaeten zu erledigen. Das Gebiet der Yagua-Indianer liegt auf peruanischem Boden, was eine Einreisegenehmigung erforderlich machte. Die Beschaffung uebernahm unser Kolumbianer. Ausserdem besorgten wir Gastgeschenke in Form von Brot, Kaffee, Zucker und Tabak.

Am Abend lernten wir noch drei deutsche Hobbybotaniker kennen, die zwei Tage mit einem Freund unseres Kolumbianers im Urwald gewesen waren. Wir wollten sie zur Teilnahme an unserer Fahrt ermuntern. Sie lehnten unter dem Hinweis auf die vielen Moskitostiche die sie abbekommen hatten ab. Von ihrem Erlebnis waren sie allerdings begeistert. Wir haben unsere Verhandlungen sofort auf die Beschaffung guter Moskitinetze ausgedehnt, und hatten damit Erfolg. Am anderen Morgen waren auch die drei Hobbybotaniker zur Mitreise entschlossen, und der Preis pro Teilnehmer senkte sich weiter.

Die Namen unsere neuen Gefaehrten fuegte unser Kolumbianer auf dem bereits genehmigten Visum fuer Peru einfach handschriftlich hinzu. So einfach geht das in Leticia. Nur die beiden erstgenannten Hotels haben in Leticia die Erlaubnis fuer touristische Unternehmungen wie Bootsfahrten etc. Unser Kolumbianer konnte deshalb nicht von Kolumbien aus starten. Wir mussten vorher auf dem Landweg nach Brasilien ueberwechseln. Der Fluss selber ist international.

Unser kleiner Kahn mit Palmblattgeflecht als Schutz gegen Sonne und Tropenregen, der mit einem Aussenbordmotor ausgeruestet war, war sicher nicht fuer unsere Personenzahl gedacht. Als wir alle eingestiegen waren, war der obere Rand nicht mehr weit vom Wasserspiegen entfernt. Unser Freund aus Kanada dachte bereits darueber nach, auf die Fahrt zu verzichten, da er keine Lust haette sich von den Piranhas fressen zu lassen. Aber der Kahn wurde nicht ausgetauscht. Wahrscheinlich war ueberhaupt kein anderes Boot zur Verfuegung. Auf der Bootsspitze musste noch ein weiterer Kolumbianer untergebracht werden, um das viele Treibholz beiseite zu raeumen, das unser Boot evtl. gefaehrdet haette.

Endlich war es soweit. Die Bootsfahrt begann. Unser Kahn tuckerte langsam stromaufwaerts. Die Kuehlung des Motors erfolgte indem er selbst Wasser aus dem Fluss ansaugte, das nach Durchlauf durch den Kuehler als Warmwasser ins Freie bzw. in den Amazonas zurueckgespritzt wurde.

Bald hatte einer der Kameraden herausgefunden, dass sich dieses ausgespruehte Wasser hervorragend zu Zubereitung von Pulverkaffee eignete, zumal das lehmigbraune Amazonaswasser sowieso nahezu die Farbe von Milchkaffee hat. Mehrmals mussten wir anlegen weil der Motor defekt war. Ansonsten ging es allgemein recht zuegig voran, vorbei an einer interessanten Pflanzenwelt.

Am Abend machten wir in einem zivilisierten Indianerdorf halt. In der Getreidekammer beim Dorfaeltesten durften wir unsere Haengematten aufspannen. Nicht ganz klar war, ob es die Vorratskammer fuer die Dorfbewohner, oder fuer die Maeuse und Ratten des Dorfes war. In der Nacht wurde es arg lebendig. Die Maeuse schafften es bis in unsere Haengematten, waehrend die Ratten nur im Gebaelk umhertanzten. Ich habe eigentlich recht gut geschlafen, waehrend Inge, deren Haengematte bis in die Spitze der offenen Getreidesaecke eintauchte, sehr arg von den Maeusen belaestigt wurde.

Am Morgen ging es in einen Seitenarm, den Rio Tojako, hinein. Wir haben noch mehrmals angelegt, und konnten feststellen, dass sich die Lebensweise der Bewohner der Haeuser immer mehr von der Zivilisation entfernte.

Bei Tigre passierten wir die peruanische Grenze. Ein paar Kinder hatten dort gerade mit dem Buschmesser eine junge Anaconda erlegt, weil sie ein Huhn fressen wollte. Die Abstaende zwischen den Ansiedlungen am Ufer wurden immer groesser, die Ansiedlungen immer kleiner. Meist waren es nur noch einzelne Huetten. Der Urwald am Ufer wurde dichter, der Rio Tojako schmaeler. Wir sahen Suesswasserdelfine, kleine Krokodile, Papageien, Webervoegel und so manche fuer uns unbekannte Pflanze.

Als wir wieder eine der zahlreichen Flusswindungen hinter uns gebracht hatten, erspaehten wir am Ufer einen Indianer beim Angeln. Dort legten wir an. Der Indianer war nur mit einem Roeckchen aus Holzfaser bekleidet. Um Hals, Hand- und Fussgelenke trug er Verzierungen aus dem gleichen Material. Es war ein Bekannter unseres kolumbianischen Freundes Fabio, den dieser mit Raimondo bezeichnete. Wir gingen an Land, und nach der Begruessung und Ueberreichung unserer Gastgeschenke, ins Haus der Familie des Raimondo.

Von einem Haus kann man eigentlich kaum sprechen, es ist ein Palmblattdach auf mehreren Stuetzen stehend. In ca. 1,5 m ist ein Zwischenboden Eingezogen, ansonsten ist das Gebilde ringsum offen. Das Palmblattdach schuetzt vor dem Tropenregen, auf dem Zwischenboden befindet sich der Wohnraum der Familie. Der darunterliegende Freiraum dient als Isolationsabstand gegen Bodenfeuchtigkeit, gegen Ungeziefer, gegen unerwuenschte Tiere und dergleichen mehr. Kaelteprobleme gibt es in diesem Gebiet weder bei Tag noch bei Nacht, weder im Sommer noch im Winter. Zwischen den Stuetzen haengen die Haengematten der Indianer, darueber liegen die Moskitonetze. Etwas abseits ist die Feuerstelle. Das Feuer brennt direkt auf dem Holzboden.

Ueber eine kleine Leiter erreichten wir die Zwischenplattform. Den Kontakt zur Familie stellte wir ueber die Kinder her. Dafuer benutzten wir Kaugummis, an denen auch die kleinen Hausaffen ihre Freude hatten.

Waehrend die Verstandigung mit den Kindern bald erreicht war, zeigten sich die Frauen in der ersten Zeit sehr zurueckhaltend. Im Lauf der Zeit haben wir es dann doch verstanden das Eis zu brechen und den Kontakt herzustellen. Eine Turnhose fuer den Sohn und ein Handtuch fuer die Hauptfrau erleichterten dieses Unternehmen ganz wesentlich. Wir fanden Muse die einzelnen handwerklichen Taetigkeiten zu beobachten, die meist mit der Ernaehrung der Familie in Verbindung stehen, wie z.b. Koerner zerreiben, Feuer unterhalten, Essen kochen usw.

Auch haben wir nach einiger Zeit, z.T. im Gespraech mit Fabio, die familiaeren Verhaeltnisse herausgebracht. Raimondo lebt mit 2 Frauen. Seine dritte Frau ist bereits vor einigen Jahren gestorben. Die meist im Kuechenbereich taetige Frau ist die Hauptfrau, waehrend die Nebenfrau allgemein diagonal gegenueber in einer anderen Ecke der Behausung sass und dort Koerbe flocht.

Raimondos Familie ernaehrt sich vorwiegend von Fischen und Fruechten, unter denen wiederum die Bananen den groesseren Anteil ausmachen. Auch Manjokwurzeln gehoeren zum Ernaehrungsplan. Einige Huehner und Affen sind ebenfalls in den Haushalt integriert. Es ist uns allerdings nie ganz klar geworden, ob die Affen wie die Huehner als lebende Konserve dienen. Ackerbau betreibt Raimondos Familie nicht.  Alles wird so geerntet wie die Natur es hervorbringt.

Nachdem wir unsere Haengematten neben denen der Indianef im Gebaelk befestigt hatten, setzten wir uns zu Raimondo der noch immer mit dem Angeln beschaeftigt war. Beute hatte er bis dahin noch keine, obwohl der Fluss sehr fischreich ist. Waehrend Juergen aus Stuttgart und Heinz aus Salzburg sich daran machten etwas fuer unser Abendessen zu tun, beobachteten wir anderen Raimondos Angeltechnik. Es hat nicht lange gedauert, da zogen Juergen und Heinz einen stattlichen Wels an Land. Den haben wir dem Raimondo geschenkt. Der war sehr erfreut und gleichzeitig erstaunt wie schnell die Sache gelaufen ist.

Raimondos Angeltechnik ging bis dahin etwa wie folgt vor sich. Die Kinder fangen im flachen Wasser einen kleinen Fisch. Diesen bindet Raimondo an eine handgefertigte Schnur, und wirft diese Schnur samt Fisch in den Fluss. Dann kommt ein grosser Fisch und frisst entweder den kleinen Fisch von der Schnur, oder er reisst die ganze Schnur durch. Es bedarf vieler kleiner Fische ehe Raimondo einmal das Glueck hat die Schnur aus dem Wasser gezogen zu haben bevor der Grosse Fisch loslaesst, sodass die Kinder den Fisch noch greifen koennen bevor dieser entwischt. Juergen hat dem Raimondo 2 Angelhaken und eine Perlonschnur geschenkt. Nun wird es um die Ernaehrung der Indianerfamilie wesentlich besser gestellt sein.

Nach dem Abendessen lud uns unser Bootsfahrer ein, mit Raimondos Einbaum zu den Krokodilen zu fahren. Wir allein waeren sicher nicht weit gekommen und haetten bald im Wasser gelegen. Eine solche Bootsfahrt stellt hohe Anforderungen an das Balancegefuehl. Fabio erklaerte uns, man koenne mit dem Einbaum ganz dicht an die Krokodile heranfahren und ihre leuchtenden Augen sehen. Vor dem Motorgeraeusch unseres Hauptbootes aber wuerden die Krokodile die Flucht ergreifen. Wir haben uns dann darauf geeinigt, unser Boot ohne Motor den Fluss hinab treiben zu lassen, und den Motor nur fuer die Rueckreise zu benuetzen.

Nach einiger Fahrstrecke deutete unser Bootsmann in das seitliche Unterholz am Ufer, was uns anzeigen sollte hier waeren Krokodile zu sehen. Wir sahen nichts. Dann zog der Bootsfahrer eine uralte verrostete Flinte aus einer Ecke des Kahn's hervor, und legte sie im schaukelnden Kahn stehend an seine Wange. Ein Knall zerriss die Stille, und wir waren in Pulverdampf gehuellt. Wir sagten :"Der spinnt, was will der treffen wenn er hier so in die finstere Nacht hineinschiesst ?".
Unser Bootsfahrer kletterte aus dem Kahn und watete im gut 1 m tiefen Wasser ein paar Meter ins Unterholz. Er brachte tatsaechlich ein totes junges Krokodil ins Boot geschleppt. Wie wir im Schein der Laterne feststellen konnten einen Brillenkaiman. Er hatte ihn genau ins Auge getroffen. Wir haben ihn tuechtig geschimpft, dass er dieses junge Tier ohne jeden Grund getoetet hat. Er schaffte das Aergernis auf seine Art aus der Welt, indem er das Krokodil wieder in den Fluss zurueckwarf. Wir sind zu Raimondos Haus zurueck gefahren. Die Menschen dieser Gegend haben wenig Sinn fuer Tiere. Sie toeten was ihnen in den Weg kommt, rein aus Spass am Toeten.

Die Moskitos waren an diesem Abend recht angriffslustig. So bemuehten wir uns moeglichst bald unter den Moskitonetzen in unseren Haengematten zu verschwinden. Waehrend der Nacht haben mir die Moskitos keine Schwierigkeiten bereitet. Ich hatte das Netz an allen Stellen mit entsprechenden Abstand zur Haengematte aufgehaengt, und nachdem ich in der Haengematte lag auch unter mir zusammengebunden. Ebenso habe ich alle Loecher zugebunden, und anschliessend in meinem nun dichten Netz noch kraeftig mit Moskitospray um mich gesprueht. So hatte ich Ruhe.

Keine Ruhe hatte ich vor einem der riesengrossen Baumfroesche, die es in dieser Gegend gibt. Diese Froesche pumpen sich mit Luft voll, und lassen diese Luft dann unter eigenartigen Lauten langsam wieder aus ihrem Koerper entweichen, bevor sie sich neu voll pumpen. Es gibt auch noch zahlreiche andere Geraeusche im Urwald, weshalb es mit dem Einschlafen recht langsam ging. Die feuchtwarme Luft tat das Ihrige.

Am anderen Morgen sind wir mit Raimondo zu einem Marsch durch den Urwald aufgebrochen. Stolz trug er das Buschmesser, das wir ihm mitgebracht hatten, obwohl wir einen Pfad benuetzten den die Familie verwendet wenn sie in einem abgelegenem Tuempel fischen, oder Fruechte aus dem Walde holen. Mehrere Graeben mussten wir auf ungefallenen schluepfrigen Baeumen ueberschreiten. Raimondo balancierte mit einer Stuetzstange, wir sind zum Teil auf dem Hosenboden geritten. Alfred, der sich scheinbar fuer einen Balancekuenstler hielt, musste seine Versuche mit einem Sturz in den Bach bezahlen. Das hat ihm zwar nicht viel getan, aber leider der Fotoausruestung.

Riesige Baeume, Haengegewaechse, verschiedene kleine Orchideenarten und sonstige Schmarotzerpflanzen, Baumstammbewuchs usw. wechselten in bunter  oder besser gesagt gruener Folge. Unsere Sachen waren bald klatschnass. Ob unser Schweiss oder die feuchtwarme Luft die Ursache waren liess sich nicht genau feststellen. Die Beine bis hinauf zur Guertellinie waren nach kurzer Zeit total verschmiert. Der glitschig nasse Boden verhalf zu manchem Ausrutscher. Schliesslich hab ich das Hemd ausgezogen und umgebunden.

Als ich danach unter einem Baum hindurchging habe ich scheinbar einen herabhaengenden Zweig gestreift. Einige grosse Ameisen vielen herunter auf meinen nackten Ruecken und die Schultern. Es ist anzunehmen dass diese Tierchen bei ihren Bissen ein scharfes Sekret ausscheiden. Ich weiss es nicht. Jedenfalls kam ich mir die naechsten Minuten vor als ob ich in Flammen stuende. Ich habe wild um mich geschlagen und bin davongerannt, habe mir das Hemd ueber den Ruecken gezogen und was ich sonst noch tun konnte um die Ameisen los zu werden. Ein gutes hatte die Sache, nachdem das Brennen vorbei war blieben keine  Schwellungen zurueck.

Am Tuempel angekommen stand dort ein kleiner Indianerkahn. Ich bin hinein und habe mich im Bootsfahren versucht. Es ging nicht weit. Schon nach wenigen Metern lag ich im Wasser. Unter dem Gelaechter der Kameraden  habe ich den Kahn wieder an Land gezogen, und keinen weiteren Versuch unternommen. Wir haben noch eine andere Indianerfamilie besucht und sind schliesslich zu Raimondos Heim zurueck gegangen.

Spaeter haben wir es dann mit viel Ueberredungskunst geschafft, den Fabio zu einem Bootstrip den Tojako aufwaerts zu bewegen. Raimondo hatte angedeudet, dass da oben noch eine Familie Ruiz wohne. Fabio war bis dahin ueber Raimondos Heim nicht hinausgekommen. Es war eine lange Bootsfahrt bevor wir die Behausung von Ruiz erreichten.

Bei Ruiz angekommen mussten wir einschliesslich Fabio zunaechst im Boot bleiben. Raimondo ging allein zum Haus und sprach mit Ruiz ob wir bei ihm an Land gehen duerften. Nachdem alles geklaert war, konnten wir aussteigen. Wir gaben auch hier unsere Gastgeschenke ab, und fuehlten uns bald recht wohl. Da der Ackerbau den Yagua-Indianern fremd ist, ist es trotz Tropenregen und Fruchtbarkeit um ihre Ernaehrung schlecht bestellt. Gaeste mit Lebensmitteln sind da willkommen.

Ruiz spricht nicht spanisch, deshalb wurde die Uebersetzerei hier noch komplizierter. Wir sprachen englisch, Fabio gab das in spanisch an Raimondo weiter, und dieser sagte es in Yaguasprache dem Ruiz. Eine sehr umstaendliche Angelegenheit, zumal Raimondo nur einige Brocken Spanisch kann.

Die Bekleidung von Ruiz unterschied sich nicht von der des Raimondo. An einen Balken gelehnt entdeckten wir das Blasrohr von Ruiz. Der Fabio musste dann mit Raimondos Hilfe dem Ruiz uebersetzen, wir moechte mal die Bedienung sehen. Ruiz willigte ein. Er steckte sich zwei Pfeile hinter das Ohr und schoss diese in die Aeste einer Baumspitze. Fuer unsere Begriffe eine tolle Leistung. Fuer die Indianer wahrscheinlich absolute Notwendigkeit zum Ueberleben. Die Pfeile haben etwa doppelte Bleistiftgroesse und sind mit einem betaeubenden Gift eingerieben.

Die Indianer sind damit in der Lage einzelne Voegel lautlos aus einer groesseren Ansammlung herauszuschiessen. Es ergibt sich dadurch die Moeglichkeit, von einer Vogelgruppe die sich zufaellig niedergelassen hat, mehrere Voegel hintereinander zu erlegen. Sehr oft wird es diese Gelegenheit wahrscheinlich nicht geben. Die Tiere im Urwald sind sehr scheu und lassen sich kaum blicken.

Mit viel Muehe haben wir dem Ruiz dann auch noch eine Garnitur seiner Bekleidung abgehandelt. Das war nicht einfach. Unsere Sachen hatten wir groesstenteils bei Raimondo gelassen. Wir hatten das Gleiche vorher bei Raimondo versucht, aber der hat uns nichts gegeben. So waren wir der Annahme, so etwas ist sowieso nicht zu bekommen. Wir mussten dem Ruiz die Bekleidung abkaufen. Ruiz wusste nicht was er mit den Geldscheinen anfangen sollte. Nur der geschickten Verhandlung des Fabio hatten wir es zu verdanken, dass wir dann doch noch zu diesen Stuecken kamen. Er hat dem Ruiz erklaert, dass der sich, wenn er einmal nach Leticia kaeme, fuer dieses Geld vieles kaufen koenne.
Das Ruiz in seinem Leben jemals nach Leticia kommt ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlich kann er sich unter Leticia nicht einmal etwas vorstellen. Fuer die Verwertung der Scheine wird wohl ein Tauschhandel in Richtung flussabwaerts die einzige Moeglichkeit sein. Wenn das Wasser sinkt ist der Fluss nicht passierbar. Wenn es wesentlich steigt ist der Fluss fuer die Indianer ebenfalls kaum passierbar. Es ist eine sehr anstrengende Angelegenheit den Fluss aufwaerts kniend mit dem Stechpaddel zu rudern. Die Strecke von Raimondo bis Ruiz betraegt etwa 50 km.

Am Abend sind wir wieder zu Raimondo gefahren um die Nacht in unseren Haengematten zu verbringen. Nach dem Essen haben wir den Raimondo durch verschiedene Andeutungen zum Singen gebracht. Zunaechst ging das sehr widerwillig in kleinen Abschnitten vor sich. Der Juergen, der ein Tonband mit sich fuehrte, hat das aufgenommen. Als der Raimondo nicht mehr wollte, hat er ihm seinen Gesang vorgespielt. Wahrscheinlich hoerte der Raimondo dabei das erste Mal eine Stimme aus so einem Blechkasten, und noch dazu seine eigene. Nach erstem Erstaunen erzeugte das bei ihm kindliche Freude.

Nun sang er wieder, und Juergen hat wieder abgespielt. Die einzelnen Abschnitte wurden immer laenger. Schliesslich haben wir auf eine Trommel im Dach gedeutet, und ihm Zeichen gegeben er moechte sie doch herunterholen. Dann hat er zu seinem Gesang getrommelt. Auch seine Kinder hatten ihre helle Freude. So haben wir bis in die nacht mit ihm gesessen. Fuer uns war es ein grosses Erlebnis. Seine Frauen schliefen schon lange. Am anderen Morgen traten wir die Rueckreise an. Der Heinz hat es geschafft, dem Raimondo in aller Stille ebenfalls ein Gewand abzuschachern

Fabio fuhr uns noch zu einigen schoenen Wasserlilien, zu uebergrossen Seerosen und verschiedenen anderen Sehenswuwerdigkeiten. In Leticia gerieten wir beim Aussteigen noch in eine Schlammschlacht die sich gerade einige Kinder lieferten. Damit war eines unserer schoensten Erlebnisse zu Ende. Ein Bummel durch Leticia am anderen Tag, einige Amazonas-Fischspezialitaeten, eine nette Unterhaltung mit unserer Wirtin und einige Streifzuege auf der Marktstrasse bildeten den Abschluss unseres Aufenthaltes im Amazonasgebiet. Tags darauf erhob sich unser Vogel in Richtung Bogota.


Heimreise

Auch in Bogota Abreisestimmung. Alles musste schnell gehen. Sachen packen, letzte Einkaeufe, Geld tauschen und was man so zu erledigen hat. Dann Flug nach Panama. Eigentlich wollten wir Alt-Panama besichtigen. Dafuer blieb wenig Zeit.

Der Geldtausch wurde hier zum Hauptproblem. Keine Bank in Panama nahm DM. Unsere USD und die TC waren verbraucht. Schwitzend bin ich von Bank zu Bank gerannt, aber nichts war zu wollen.

Mit dem Bus zum Flughafen, dort hatte das Wechselbuero geschlossen als ich ankam. Wieder in die Stadt, wieder zu Fuss, endlich ein Geldwechsler. Er hatte leider keine DM zum zurueckgeben. Ich besass nur meinen letzten 1000.- DM Schein. Er wollte mir alles in Panama-Dollars umwechseln. Unmoeglich, was sollte ich mit dem Zeug ? Unsere Wirtin wollte das Geld vorab haben, und wir konnten nicht zahlen.

Nach langen Verhandlungen haben wir es doch geschafft die Angelegenheit ueber die Nacht zu verschieben. Am Morgen bin ich noch mal durch Panama-City gelaufen, zu einem Geldwechsler den man mir empfohlen hatte. Dort hat es dann geklappt, obwohl der mir leider die deutsche Waehrung in 2.- DM Stuecken auszahlte. Das muss man sich mal vorstellen, gut 800.- DM in 2.- DM Stuecken.

Panama hatte man mir als guenstiges Einkaufszentrum empfohlen. Wir haben nichts guenstiges gefunden. Vielleicht ist es fuer Amerikaner guenstig. Die Zeit war knapp. Wir mussten zum Flugplatz. Mit der Ecudoriana ging es nach Miami und anschliessend sofort mit der Eastern nach den Bahamas. Hier hatten wir einen Tag Zeit. Ein Bummel ueber den Markt, ein Bummel durch den Botanischen Garten, ein paar Schritte am Strand entlang und eine Besichtigung der Zitadelle, dann ein Gang zur Air Bahama um die von Bogota aus vorgenommene Reservierung zu ueberpruefen, war alles was wir hier unternehmen konnten. Wenn wir die Preise betrachteten gingen unsere Wuensche auch nicht viel weiter.

Im Air Bahama Buero erlebten wir eine unangenehme Ueberraschung. Unsere Tickets waren verfallen. Wir hatten uns die Dinger nicht so genau angesehen, und das gar nicht bemerkt. 950.- DM sollten wir nachzahlen. Die hatten wir nicht mehr. Vom deutschen Konsul erhielten wir die Auskunft :"Wir sind doch kein Kreditbuero". Mit Hilfe des Chefs der Air Bahama sendeten wir ein Telegramme nach Muenchen. Buergschaften und meine Unterschrift unter eine Nachtzahlungsverpflichtung loesten das Problem noch kurz vor Abflug der Maschine.

Die Zollkontrolle im Zug von Luxemburg haben wir auch noch gut ueberstanden, und am 23.01.1976 trafen wir gegen Mitternacht wohlbehalten aber muede in Muenchen ein.


Harry Rost, geschrieben waehrend und kurz nach der Reise
 

Suedamerika 1975-76 kurz

Karten

HRost-Web-Titelbild2

updated  02.05.14

deutsch
english

Private Wepage von

Copyright © 2013. All Rights Reserved

Inge und Harry Rost